Die achte Klinik
Der Weg in die Freiheit
Auf Erkundungstour
Mitten im Leben
Die achte Klinik
Ich stütze mich an der Zellentür ab, um aufrecht stehen zu können. Mein Blickfeld ist seit dem Aufwachen immer noch nicht klar genug, wobei es sich seit meiner Einlieferung vor acht Jahren zur Gewohnheit entwickelt hat, schummrig zu sehen. Die vielen Male, die ich bereits dieses Prozedere durchlaufe, sind fast schon Routine in meinem bisherigen Lebengeworden. Tragisch, trotzdem wahr. Wer liebt es denn nicht, jeden Tag mit Tabletten ruhig gestellt zu werden und vierzehn Stunden später mit einem drückenden Gefühl aufzuwachen?Bestenfalls liegt man im Bett, wenn man die Lider aufschlägt, was jedoch in den letzten Jahren zur Seltenheit geworden ist.

Zurzeit macht mein Rücken mit dem harten Boden Bekanntschaft, als ich rücklings aus dem Gleichgewicht nach hinten falle. Ohne jeglichen Schmerzenslaut rappele ich mich wieder auf und hieve mich Schritt für Schritt in Richtung Bett.

Nur noch einen kleinen Schritt und ich kann mich in mein halbwegs weiches Lager schmiegen. Alles ist mir lieber als der Boden, der mich in einem kalten Griff festhält. Vor meinen Augen verschwimmt alles, dennoch kann ich mich dazu überwinden, vorwärts zu gehen. Endlich das Ziel erreicht, sinke ich in einen ruhigen und tiefen Schlaf.

Scheinbar bin ich nicht mehr alleine, spüre ich die Aura eines anderen Lebewesens neben mir, welche so schwarz ist wie die dunkelste Nacht. Einer der seelenlosen "Pfleger". Ich sehe unter halb geöffneten Lidern den Ansatz einer Spritze, worauf ich zur Gegenwehr ansetzen will. Zu spät, kann ich noch gedanklich bemerken. Wie immer das Letzte, bevor ich abermals in die tiefe Schlucht des Schlafes falle.

Einzelne Spannungen verursachen das Zusammenziehen in meinen Kopf und ich schreie und schreie vor Schmerz. Dennoch hilft mir keiner. Nach einer Weile, in der ich mich meiner Schmerzwelle hingebe, entdecke ich, während ich mich von einer Seite zur anderen Seite des Bettes wälze, eine Tablette. Ja! Innerlich jubelnd nehme ich die kleine Pille in den Mund und spüle mit dem Glas Wasser nach. Schmerz lass nach! Alles Routine, alles normal. Ein weiterer Tag, wie immer.

Ein Nachthemd, einer alten Tischdecke gleich, zerzaust meine Haare noch mehr, als ich es mir über den Kopf ziehe. Sicherlich bin ich ein mitleidiger Anblick, dem gern geholfen werden würde. So klein, so zerbrechlich und so verwirrt. Anscheinend bin ich das, wenn ich den Leuten da draußen Glauben schenken darf.

Ich nehme den Kamm aus meinem gelöcherten Kulturbeutel und fange an, die Knoten aus dem Gestrüpp, das mein Haupt bedeckt, zu entfernen. Ein schmerzhaftes Unterfangen, aber man gewöhnt sich daran, wie an alles hier. Salzige Wasserperlen entweichen meinen Augen, als ein paar Haare ausgerissen werden, eine Reaktion des Körpers. Ich empfinde keinen Schmerz mehr. Ich kann nicht mehr fühlen. Sie haben mir den Schmerz am Tag meiner Einlieferung genommen! Nur sie tragen die Schuld. Ohne sie wäre die Welt ein besserer Ort, trotzdem werde ich beschuldigt, dieser zu schaden.

Fertig mit meiner Katzenwäsche öffne ich die unverschlossene Tür. Sie ermöglicht mir in den Flur zu treten, in welchem sich zurzeit alle Patienten befinden und zur Mensa gehen. Langsam, da man wegen der Behandlung immer ruhig gestellt ist, bewegt sich die Menge, ich mittendrin. Überall schwarze Augenringe, obwohl wir den größten Teil unserer Gefangenschaft nur mit Schlafen verbringen.

Bleiche Gesichter und gekrümmte Gestalten, trotz jungen Alters. Keiner zählt mehr als fünfzig Jahre. Man kann nach den Grund rätseln, wenn man nicht wissen würde, was mit ihnen nach fünfzig geschieht.

„Schneller, wir haben noch zutun!" Der Befehl des Pflegers wird einfach ignoriert, da wir ihn entweder nicht ausführen können oder aber keinen Respekt vor ihm haben.

Bei der Essensvergabe hat jeder seine eigene Reihe und seinen Stammplatz. Niemand wagt es, dies zu ändern, außer er ist neu hier. Doch das wird schnell geändert, denn mit einer sachten Ohrfeige kann man alles regeln. Zudem hilft es einem nicht weiter, sich zu widersetzen. Man bekommt nur Schwierigkeiten, wenn man sich gegen die Großen stellt.

Monoton löffle ich die schleimige Suppe in mich hinein, die eigentlich wie verfaultes Katzenfutter aussieht, aber trotzdem einen durchaus angenehmen Geschmack besitzt.

Neben mir sitzen Steve und Zoey, mir gegenüber bequemen sich Beth und Luca. Meine „Freunde", wie es Außenstehende schön betiteln würden. Nach außen hin muss man schließlich das Bild eines vorbildlichen Menschen-Verbesserung-Hauses wahren, ohne jedoch dabei auf die Insassen acht zu geben. Sie sind nur die Versuchskaninchen für die Ärzte, sie sind keine Menschen, nur billige Objekte, an denen man Experimente durchführen kann. Zoey nimmt mir meinen halb verschimmelten Apfel weg, jedoch sage ich nichts dazu und nehme meine Hand zurück, die gerade danach greifen wollte. Soll sie nur, ich hätte mich nachher, ebenso wie sie, nur erbrechen müssen. Zugegeben bin ich froh, dass Zoey sich wie eine Verhungerte auf dieses Stück ungenießbares Obst stürzt und es sogar mit Schimmel verspeist. Dafür erwarte ich kein „Danke" von ihr. Das Schauspiel ist mir Genugtuung genug.

„In den nächsten Tagen werden fünf Leute von uns freigelassen", fängt Beth an zu reden. Sie ist eine von den Unschuldigen, die immer noch hofft, dass die Wahrheit über den angeblich von ihr verursachten Mord herauskommt. Sehr unwahrscheinlich. „Vermutlich wieder ein Scherz von unseren werten Betreuern. Sie genießen es doch insgeheim, uns zu schikanieren und herum zu kommandieren", äußert Steve seinenVerdacht leise.

Im Raum herrscht Totenstille, deshalb ist er darauf bedacht, möglichst leise zu sprechen, damit die Aufseher keinen Grund haben, uns zu bestrafen. Alle geben daraufein stumpfes „Hm" zum Besten und wir essen schweigend weiter.

Der Schlüsseldienst lässt uns aus der Mensa heraus und wir gehen zu unseren Zimmern zurück. Es gibt nur Einzelzimmer, da sonst die Gefahr zu groß wäre, sich gegenseitig zu verletzen. Wir sind schlussendlich schuldig oder unschuldig, durch das, was wir getan haben, oder noch tun werden.

Ich lege mich ins Bett und starre gedankenlos die Decke an. Irgendwann drängt meine Blase dazu, auf die Toilette zu gehen. Männer und Frauen teilen sich den großen Toilettenraum, links die Kabinen der Frauen, rechts die der Männer. Bei Duschräumen dagegen herrscht strikte Geschlechtertrennung. Zwar schön und gut, dennoch lädt es trotz allem sehr zum Vergewaltigen ein- wie es gerade der Fall ist - oder man bekommt anzügliche Blicke geschenkt. Im hintersten Komplex sehe ich drei Männer, welche sich an einer mit Kissenbezügen an einem Wasserrohr festgebundenen Frau vergreifen. Ich verschwinde schnellstmöglich wieder aus der Toilette, nachdem ich mein Geschäft erledigt habe. Denn falls sie bei ihrer Tat ertappt werden, möchte ich nicht als Komplize verdächtigt werden.

Lustlos wandere ich mit offenen Augen durch die zahlreichen Gänge, um auf den Hof zugelangen. Dort setze ich mich außerhalb des imposanten Gebäudes an einen Baum gelehnt auf den Rasen. Entspannt genieße ich, so gut es eben möglich ist, den Sonnenschein, der die Umgebung erleuchtet. Immer darauf fixiert, abzuhauen, falls andere Psychos bei mir vorbeischauen, ist es mir nicht möglich, ein kurzes Nickerchen zu machen.

Ein Hase, ein Mensch, ein Messer und eine Leiche. Wahnsinn welche Formen die Wolken durch den Wind annehmen können. Wenn ich doch auch nur so leicht und so hoch am Himmel schweben könnte. Leider wird das nie der Fall sein. Laut dem Richter bin ich die Ausgeburt der Hölle, obwohl ich doch gar nichts getan habe. Ich würde nicht mal einer Fliege etwas zuleide tun, sondern sie nur auf einem Tempo aus dem Haus tragen. Ok. Was denke ich zurzeit? Eigentlich sollte ich mir Sorgen um meinen Verstand machen und nicht über meine Verhandlung und mein jetziges Leben sinnieren.

Über mir fliegt eine Drohne in Richtung Dach. Entweder ein Rundflug des Personals, ob alles in Ordnung ist, oder eine neue Lieferung Gänseblümchen. Mit dem Kraut wird dann morgen jeder lahm gelegt sein. Es ist stärker als alle anderen Drogen zurzeit, weil es das neueste Produkt auf dem Markt ist. Rein synthetisch und kein bisschen gefährlich, steht auf der Beschreibung. Unsinn! Man muss nur die Konsumenten genauer ansehen und man erkennt, dass nichts mehr übrig ist von ihrem vorherigen Aussehen. Tragisch, aber wem kümmert es hier? Hier ist jedem alles egal. Hauptsache wir existieren. Ob mit Folgeschäden oder abgestorbenen Gehirnzellen, sei dahin gestellt. Wer bin ich, dass ich mir um andere den Kopf zerbreche, wenn sie mir am liebsten die Krätze an den Hals wünschen?

Ein Mann öffnet das Fenster und die Frau an seiner Seite nimmt das Paket entgegen. Alles läuft wie am Schnürchen, bis der dürre, schwarzäugige Insasse niedergeschossen wird. Ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Mundwinkeln, als ich daran denke, wie oft so ein Austausch zwischen Lieferant und Abnehmer bereits stattgefunden hat. Wenn die wüssten! Leider besitzen die Betreuer keine Kenntnisse über die Handlungen. Heute bildet eine Ausnahme. In meiner bisherigen Gefangenschaft hat es noch keinenToten gegeben. Vermutlich war es auch nur eine Täuschungskugel.

Leider.

Ich wäre gerne mal wieder auf eine Beerdigung gegangen. Ein schwarzes Kostüm und mitschicker Frisur, traurig auf das Grab nieder blickend, was erhofft man sich mehr? Ein wenig Abwechslung schadet niemanden. Und einem Toten erst recht nicht mehr.

Genug des Pessimistischen, ab ins Bett. Bettruhe ist angesagt. Sonst kommt das böse Personal und bringt dir eine Tasse Tee mit selbst hergestellten Schlaftropfen. Schmeckt wie verfaulter Fisch, aber man schläft gleich ein. Ohne Widerstand, wie sie es wollen. Das Leben einer leblosen Hülle. Die meisten ruinieren den letzten Rest ihres Daseins mit Drogen und Zigaretten, als ob die Spritzen und Tabletten nicht schon genug sind. Wer immer gegen die Regeln verstößt, wird gezüchtigt. Egal wer, egal mit welchem Mittel.

Keine Meinungsfreiheit, kein freies Handeln und Unterdrückung regieren meine Welt. Niemand wird freigelassen. Für immer und ewig eingesperrt, ohne Kontakt zur Außenwelt, bloß die eigene Person und die Wand bleiben für meine Selbstgespräche und die freie Entfaltung meines Egoismus übrig.

Vor mich hin stolpernd, gelange ich in mein Zimmer. Dort überrasche ich gerade die zuständige Person für die Raumdurchsuchung, welche aber gleich darauf mein Eigen verlässt. Anscheinend hat sie nichts gefunden. Ich setze mich auf die Matratze und spüre das vertraute Gefühl meines Dolches unter mir. Ein leicht übersehbarer Riss in dem großen Federkissen versteckt meine Geheimwaffe vor denPsychopathen draußen. Der Dolch dient lediglich dazu, mich zu wehren, nicht um jemanden zu verletzen, wie manche jetzt vielleicht denken möchten.

Absolut unkorrekt, zurzeit besitze ich nicht genug der Rachegelüste in meinem viel zu schnell pochendem Herzen. Ich bin nicht normal. Ich bin abnormal. Eine Gefahr für die Menschheit, wie sie es nennen.

Genug meiner Leidensgeschichte, jetzt wird geschlafen, Jody.

Müde erwache ich abermals aus meinem traumlosen Schlaf. Seit ich hier bin, hatte ich keine Träume. Kein Hoffnungsschimmer in meiner dunklen, verwirrenden und immerwährenden Nacht, der mich aufmuntert. Meine Anwesenheit auf dem Planeten ist eine einzige Nacht.

Ich höre das altbekannte Rascheln eines Nagetiers. Schon wieder hat sich eine Rattenkolonie in der Wand angesiedelt. Wahrscheinlich hat sich aus den Überlebenden der Letzten eine Neue gegründet.

Hm, meine lieben Freunde. Nur sie bleiben mir treu und verstellen sich nie. Ich muss schmunzeln wegen meiner seltsamen Gedanken. Wer denn nicht?

Ratten sind meine Verbündeten, da sie treu sind und bleiben, im Gegensatz zu bissigen Kötern und arroganten Katzen.

Aus Erfahrung weiß ich,wie anstrengend diese Tiere sein können. Ich habe meiner Katze Lola den Hals umgedreht. Es tut mir nicht leid. Sie hat es verdient. Dieses bösartige Wesen hat mich nicht nur gekratzt und gebissen, sondern auch angepinkelt, als ich sie nicht gestreichelt habe. Tja, dass hat sie schlussendlich davon. Auge um Auge, Zahn um Zahn, lautet meine Devise.

Eines dieser Nagetiere, gräbt sich durch die Wand, schleicht sich in mein Bett und kuschelt sich an mich. Sie werden von meiner gefährlichen Aura direkt angezogen, man kann es nicht verhindern. Ich will es auch nicht ändern. Sie werden zu Schmusetieren, die sonst als todbringend assoziierten Ratten. Spätestens jetzt, nach höchstens einer Minute, sehen sich auch die anderen Wesen der Kolonie dazu aufgefordert, sich auf dieMatratze zu bequemen. Mit dem Gedanken, dass sie wenigstens nicht allzu unangenehm riechen, dämmere ich wieder weg.

Ein entsetzter Aufschrei lässt mich wieder in die Realität wechseln und ich verscheuche die Ratten- mein erster Gedanke -damit ihnen nichts angetan wird. Die einzigen Freunde beschützt man eben so gut wie es einem möglich ist.

"Im Bett von Patientin 254 befinden sich Ratten. Ich brauche Verstärkung",schreit die Betreuerin in Richtung Flur. "Ist schon unterwegs"hallt ein Ruf zu ihr zurück. Ein verschwitzter, kleiner Mann steht im Türrahmen während ich immer noch im Bett verweile. "Flo, ich sehe keine aggressiven Nagetiere, vielleicht hast du sie dir nur eingebildet? Wie wäre es mit ein bisschen Urlaub, der würde dir bestimmt gut tun. Du hast dich einfach nur überarbeitet. Ich mach dir einen Kaffee."An ihrem Sehvermögen zweifelnd blickt sie zu mir hinüber, dennoch folgt sie dem Kleinen undschließt verwirrt die Tür.

Langeweile ist eine Krankheit. Unbekannt, aber man leidet sehr darunter, nicht zu wissen, wie man sich die Zeit vertreiben kann. Faszinierend diese Staubkörner, welche leicht durch die Luft wie kleine Ameisen schwirren. Puh, ist das ätzend. Ich hasse es hier. Kurz gesagt, ich will einmal mehr flüchten -wenn auch nur in Gedanken - ausdem Irrenhaus.

Ich begebe mich wieder zum meinem Lieblingsplatz und lehne meinen Rücken gegen die Baumrinde. Was würde ich nur für eine Toffifee-Packung geben. Eine karamellisierte Nuss umhüllt mit dunkler Schokolade. Hm, lecker. Falls ich je in einen Supermarkt komme, werde ich das Regal mit meiner Lieblingssüßigkeit vollkommen ausräumen und alles auf einmal verputzen.

Träumerisch blicke ich gen Süden. Die Sonne hat den Höhepunkt der heutigen Tagesreise erreicht und sendet ihre Energie an uns, den Erdbewohnern. Wie glücklich wir sein müssten, sie zu haben, obwohl der Gasball uns überleben wird. Trotzdem sollte man jeden Tag so leben, dass es der Beste ist. Carpe diem!

Ein Teil der Anlage besteht aus einer weiten Ebene, auf der vereinzelt Bäume gepflanzt wurden. Laut der Beschreibung für die achte Klinik soll man sich hier wie zuhause fühlen. Tatsächlich ist die Anstaltnahe dran, ihr Versprechen zu erfüllen. Nur an der Behandlung muss noch gearbeitet werden. Ein bisschen radikaler vorgehen, auch wenn es kaum noch radikaler geht.

Vogelgesang ertönt, als ein Männchen ein Weibchen zu imponieren versucht. Wiesüß! Und doch immer dasselbe. Sie denken nur an Paarung und ans eigene Vergnügen, während die Partnerin sich um den Nachwuchs und den Haushalt kümmern muss. Vermutlich ist es zu sehr auf den Menschen selbst bezogen und meine Ansicht ist auf der Tatsache gegründet, dass ich schon zehn Jahre hier verweilen muss. In meiner Kindheit war dieses Leben Alltag, jedoch wird es sich modernisiert haben. Höchstwahrscheinlich wird sich die Welt um 180 Grad verändert haben, nachdem ich mit 19 verhaftet worden bin und als Verrückte abgestempelt wurde. Wie zuvorkommend! Meiner Meinung nach bin nicht ich die psychisch Instabile, sondern die Richter. Sie haben sich selbst von den schrecklichen Taten freigesprochen, indem sie mich eingewiesen haben. Ihr schlechtes Gefühl tilgen sie damit, dass man an diesem Ort besserlebt, als im Gefängnis. Überrascht hätte es mich nicht, wenn ich die Spritze oder den Schlag bekommen hätte. Das war aber nicht der Fall und ich bin folglich in der Hölle des Löwen gelandet.

Mittlerweile mustere ich meine eingewachsenen Zehennägel und stelle schmerzhaft fest, dass sie behandelt werden sollten. Jedoch ist es meinen Pflegern egal. Natürlich nicht, rede ich mir ein. Sie dürfen mir lediglich keine spitzen oder scharfen Gegenstände geben, mit dem man jemanden oder sich selbst verletzen kann. Zu groß wäre die Gefahr als, dass sie mir bei einem noch viel größerem Problem helfen würden.

Mein Zorn richtet sich nicht gegen das Personal, wie es überwiegend beiden anderen der Fall ist, sondern wird erst entflammt, falls ich je wieder das Gefühl der Freiheit genießen darf. Das dürfte allerdings nicht der Realität entsprechen, somit ist es allein Wunschdenken.

Ich spüre den leichten Aufprall eines Körpers, der sich neben mich setzt. Ohne aufzusehen, rieche ich das stark penetrante Parfüm von Steve. Eine Mischung aus Zimt und Nelkenduft. Ein wahrer Genuss für meine Riechzellen und das allbekannte Merkmal von meinem Nächsten. "Jody, wie schön dich zu sehen." Ich ertaste den Griff meines Dolches, der heimlich im Futter meiner Hose eingenäht ist. Ich erwidere nichts, sondern starre weiterhin in die Ferne. Erlegt darauf seinen Arm um meine Schultern, woraufhin ich sofort alle Körpermuskeln anspanne. Ich traue ihm kein bisschen über den Weg, schließlich ist er nicht ohne Grund hier. Manche sind weniger, andere sind mehr schuldig. Er gehört definitiv zu den Letztgenannten, wenn ich meinen Menschenkenntnissen Glauben schenken kann.

"Heute mal wieder sehr schweigsam, hm?" Unbekümmert gelangt diese rhetorische Frage über seine Lippen, weshalb ich mir, mit jederMinute, die vergeht, mehr wünsche, dass er verschwindet.

"Das liegt nur an deiner Anwesenheit", lautet meine genervt klingende Erwiderung.

"Sei doch froh, dass sich jemand mit dir abgibt. Ohne Gesellschaft wird man hier verrückt, wenn man es denn vorher noch nicht wahr. "Nicht zu wissen, was für einen Sinn es hat, mich mit ihm zu beehren, äußere ich meinen Gedankengang:

"Auf eine Konversation mit dir kann ich gut und gerne verzichten."

Daraufhin schweigt er, da er vermutlich nicht weiß, was er dazu sagen soll. Endlich Ruhe (vor dem Sturm).

"Dann geh ich mal wieder. Schließlich willst du nichts von unserem Plan wissen", weckt er meine Neugierde, weshalb ich mich um 90 Grad drehe und ihm ins Gesicht schaue. "Okay, versprich, dass du keinem was erzählst, sonst sind wir einen Kopf kürzer." Ich nicke, woraufhin er mit seiner Absicht irgendetwas Unerlaubtes zu machen, fortfährt.

"Also Beth, Luca, Zoey und ich wollen endlich flüchten und haben darüber diskutiert, ob wir dich mitnehmen sollten. Wie du siehst, haben wir uns geeinigt. Folgender Plan: Luca klaut die Karte für die Sicherheitstüren, Beth kümmert sich mit Zoey um den kürzesten Fluchtweg und meine Wenigkeit informiert dich und ist zuständig für das Personal. Du müsstest keinen Finger dafür rühren, schließlich willst du so, wie alle hier, raus."

Ein wirklich gut durch gearbeiteter Plan, stelle ich fest. Vorsicht Ironie!Außerdem gibt es definitiv einen Hacken. Immer! Aber ein sehr verlockendes Angebot, das man nicht so einfach ignorieren kann. "Ich kann euer Angebot nicht annehmen, da es mir nicht sicher in der Planung erscheint. Trotzdem versucht euer Glück! Ich werde niemanden etwas davon erzählen, denn ich habe ein Versprechen gegeben." Im Normalfall halte ich sie auch.

"Gut, es ist deine Entscheidung. Aber sei gewarnt.Wir gehören nicht zu den Netten!" Somit verabschiedet er sich mit einem Nicken und geht wieder seine eigenen Wege.

Rote Grütze mit gestampften Bohnen und grünen Salat wird uns als Mittagessen aufgetischt. Sogar ich kann mich nicht zwingen, es in den Mund zu löffeln. Zu ekelhaft ist das Optische, überhaupt nicht ansprechend.

Ein Befehl und eine wirksame Drohung später, hat jeder sein Gericht aufgegessen, obgleich die Gesichtsfarbe der Insassen Bände spricht. So wie es aussieht, schmeckt es auch. Ungenießbar. Meine Mundwinkel verziehen sich immer weiter nach unten, je mehr von diesem Essen meine Geschmacksnerven berührt. Mein Magen rumort gewaltig, um die Grütze mit den Bohnen schnellstmöglich wieder hochzuarbeiten. Dennoch schaffe ich es wider Erwarten, es unten zu behalten. Ich habe schon Schlimmeres überlebt.

Nach der deftigen Mahlzeit begebe ich mich in mein kleines, altbekanntes Zimmer. Wenig bis überhaupt keine Dekoration schmückt es, wie es bei vielen Patienten der Fall ist. Zum einen haben wir nichts zum Dekorieren und zum anderen könnte man sich mit einem Poster die Halsschlagader aufschneiden. Ich möchte aber wissen, wie das genau funktionieren soll. Schließlich wünsche ich mir nichts sehnlicher als mit einem Lady Gaga Bild meine Kehle aufzuschneiden. Was für ein Traum von Tod, wer möchte das nicht? Ich grinse, wie schon lange nicht mehr. Zu albern ist die Vorstellung. Wenn schon tot, dann aber richtig!

Überraschenderweise sind hier weniger Selbstmord gefährdet, als die Außenwelt zu glauben scheint. Höchstens fünf Prozent- laut Jahresrückblick -wollen einen Tod durch eigene Hand und das ist wenig im Vergleich zu den Insassen. Die meisten Patienten schwören eher auf Rache, jedoch wird ihr Wunsch nie erfüllt werden. Die Befriedigung jemanden zutöten, schwindet beim Anblick der zehn Meter hohen Mauer, auf welcher weitere drei Meter Stacheldraht daraufbetoniert sind. Ein Bohrer hilft bei einer Dicke von einem Meter auch nicht sehr viel, vor allem die Beschaffung eines solchen Geräts ist fraglich.

Warum sind meine "Freunde" dann so selbstsicher, dass ausgerechnet sie es schaffen können, dieses gewaltige Hindernis zu überwinden?

Egal! Mich sorgt das nicht! Sollen sie doch machen, was sie wollen. Jeder Mensch ist frei, Dummheiten zu begehen.

Unbeschwert, trotzdem mit gespitzten Ohren, um mögliche Verfolger zu enttarnen, ziehe ich die weißen Einheitsschuhe von meinen Füßen und nehme diese in dieHand.

Daskurze Gras streichelt meine Knöchel, während ich genießerisch die frische Luft einatme. Am liebsten verbringe ich meine Zeit in der Natur. Sommer ist zudem auch meine Lieblingsjahreszeit. Überall blühende Blumen auf den Wiesen. Dahingehend vermisse ich meine Heimat. Aber nur deswegen. Vielleicht auch wegen dem besseren Essen. Nudelauflauf, selbst gemachte Kroketten oder Döner mit Truthahnfleisch- ich schmelze dahin.

Wie soll man die ganze freie Zeitüberbrücken, wenn man zu viel davon hat? Vor der Einweisung, habe ich mir bezüglich einer Anstalt nur vorgestellt, wie wir uns in einem Stuhlkreis über die schrecklichen Taten der Vergangenheit unterhalten.

Seufzend gestehe ich mir ein, dass mir stundenlange, sinnlose Besprechungen tausend Mal lieber gewesen wären, als diese unmenschliche Langeweile und den Versuchen an uns. Nur meine tierischen Freunde halten mich im Alltag aufrecht, obwohl es sich dabei nur um die in der Gesellschaft verpönte Art, wie die Ratte handelt.

Ich lasse mich auf meine knochigen Knien senken, bis ich Schmerz empfinde, da ich laut meinen sogenannten "Freunden" nur aus Haut und Knochen bestehe und somit als lebendiger Knochenhaufen fungiere. Nachdem ich genug vom Strapazieren meiner Gelenke habe, richte ich mich mit aller Muskelkraft, davon habe ich nicht gerade viel, auf. Durch das abrupte Aufstehen wird mir schwindlig und ich lege eine kurze Pause ein, um mich wieder zu sammeln.

Mit weichen Knien trete ich in mein Zimmer ein und ein kalter Schauer läuft mir beim Anblick des Treibens über den Rücken. Ein nackter Mann fesselt eine Frau in zerrissener Kleidung an die Lehne meines wunderbaren Bettes und vergreift sich an ihr. Sie bemerken mich nicht, als ich durch den Türrahmen trete, um mir ein Bild von den jeweiligen Personen machen zu können. Dabei handelt es sich um eine Pflegerin, die ich als Flo erkennen kann, und einen Patienten, welcher mir mehr als gut bekannt ist. Soll ich es melden oder bleiben lassen?

Aberals ich daran denken, dass ich dann auf Spermaflecken nächtigen muss, weil der Boden ziemlich ungemütlich, ziehe ich die erste Möglichkeit heran. Auf leisen Sohlen gehe ich aus meinem Zimmer und schreie nach Hilfe. Sofort kommt ein Betreuer auf mich zu, worauf ich ohne Worte in Richtung Zimmer zeige. Zuerst misstraut er mir, jedoch gibt er nach einiger Zeit seiner Neugierde nach.

Er tippt sofort eine Nummer in sein Handy ein, als er den Delikt sieht.

Der Freak drinnen bemerkt uns immer noch nicht, obwohl die Geräusche die Mensch und Maschine von sich geben nicht gerade leise sind. Der Betreuer, auf dessen Namensschild Herr Zunik steht, fordert Verstärkung an und informiert die Angerufenen, dass es sich um einen Notfall handelt, da der Mann Stufe 8/10 in der hauseigenen Bedrohungsskalainne hat. Zwar kann ich die Gefahr nicht als solche interpretieren, da er nur Befriedigung will, die er sonst nicht bekommt. Er steht eben auf diese Spielchen. Für seine Vorlieben kann keiner etwas.

Mittlerweile hat uns der Freak gesehen, da man diesen Lärm schlecht ignorieren kann. Ich verstecke mich hinter der Menge an Helfer, um möglichst nicht bemerkt zu werden. Als Patient unter Patienten ist Verrat nicht gerne gesehen. Vor allem teilen wir alle dasselbe Schicksal, dass ist allerseits bekannt. Er würde sich rächen, was im Vergleich zur Frau viel schlimmer wird.

Die ankommenden Männer und Frauen, die Retter, stürmen in das besagte Zimmer und überwinden den Vergewaltiger, der sicherst langsam über seine Situation klar werden muss.

Endlich wird mein Zimmer freigegeben, nachdem es frisch hergerichtet worden ist, sprich neuer Bettbezug. Darauf lasse ich mich erschöpft nieder, da ich so viel Aufregung nicht gewöhnt bin, und verbringe die restliche Zeit bis zum Abendessen mit dem Starren an die Decke.

Auch wenn ich mein Leben in der Anstalt akzeptiert habe, heißt das nicht, dass mein Körper willenlos ist. Ich bin immer noch klar im Kopf und nicht wie viele vor mir, durchgedreht. Ich packe die Hand meines Gegenübers und drücke fest zu, bis diese blau anläuft. Ich verspüre starken Zorn gegen denjenigen, der meine Wange gerötet hat. Wie konnte er mich nur ohrfeigen!? Das ist unerhört! Was fällt ihm nur ein! Bei ihm haben die Eltern vollkommen versagt!

Ichwerde von meinem Opfer weggezogen, da seine Schmerzenslaute dieBetreuer angelockt hat. Zwar verzichten sie, trotz meinesWutausbruchs, auf eine Beruhigungsspritze, was mir ziemlich merkwürdig vorkommt. Misstrauisch blicke ich jeden Einzelnen in die Augen und vergewissere mich, dass es ihr Ernst ist. Meine Vermutung,dass es nur eine Sinnestäuschung war, wird nicht bestätigt, somit setze ich mich ohne Essenstablett auf meinen Stammplatz.

Dort werde ich sofort gefragt, warum ich so gewalttätig geworden bin. Zum einen liegt es daran, dass ich es nicht mag, verletzt zu werden- wer will das schon? -zum anderen will ich ihnen den zweiten Grund nicht nennen.

Ich schweige nur und lass sie darüber reden, was sie meinen.

Meine Mitinsassen sind genau wie andere Normale auch, außer, dass sie ihrer Natur und Berufung nachgehen. Innerlich wünscht man sich, den zu schikanieren, der dich beleidigt hat. Oder eine andere Option, die stille und heimliche Beseitigung des Opfers wäre ebenso möglich. Für was auch immer sich man entscheidet, jede der beiden Möglichkeiten ist gleich gut. Bei der Ersten ruiniert man den Ruf und das Leben derjeweiligen Person, bei der Zweiten bereitet man ihr einen langsamen und qualvollen oder kurzen und intensiven Tod. Trotz das ich keine der beiden Arten ausprobiert habe, habe ich viel davon in der Klinikgelernt und erzählt bekommen. Vielleicht kann man es ja irgendwann brauchen.

Steve fragt mich plötzlich, ob ich mit ihnen zu einem kleinen Spaziergang mitkommen möchte. Ohne zu überlegen stimme ich zu, wieso sie alle überrascht ihre Stirn runzeln. Es kommt nicht oft vor, dass ich "Ja" sage. Sie geben aber weder fragende Laute von sich, noch werfen sie mir seltsame Blicke zu. Manchmal können sie auch schweigen, in solchen Momenten sind sie doch keine so hoffnungslosen Fälle, wie sie vorgeben zu sein. Hinter ihrer Fassade sind sie allzeit bereit, egoistisch und unberechenbar zu handeln. An diesem Ort findet man keine Freunde fürs Leben, sondern vielmehr kaltherzigeVerbündete, die einem im Stich lassen, sobald sie nur noch sich selbst retten können. Die meisten sagen es ist eigennützig, aber ich bevorzuge das Wort initiativ. Sie sind entschlossen, das Beste draus zu machen, ohne dabei sich:selbst in eine lebensgefährliche Situation zu bringen, aus der man höchstwahrscheinlich nicht lebend raus kommt.

Diese Art von Menschen sind zu bewundern, denn sie erkennen Situationen, in denen man nicht noch mehr geben soll, als das Schicksal verlangt.

Für eine rettende Hand gibt dir keiner etwas. Man ist dankbar - mehr auch nicht.

Ja, die Menschheit ist schon besonders. Besonders dumm und hasserfüllt. Die meisten Konflikte entstehen nur, wenn sich zwei oder mehr Menschenstreiten. Doch anstatt sich gleich zu töten, sucht man nach einer "Lösung". Wenn man nicht weiß, was man in seiner Freizeit tun soll, die man wortwörtlich pro Tag 24 Stunden lang genießen darf, regt man seine eingestaubten Gehirnzellen an über allgemeine Themen nachzudenken. Manchmal ist meine Meinung merkwürdig, sogar für mich selbst, aber so bin ich nun mal.Mein Körper, mein Gehirn, mein Herz. Man kann sich nicht selbst verleugnen, ohne sich zu verlieren und als Lügner dazustehen. Erst wenn man sich selbst belügt, wird man zum Lügner in der Außenwelt. Und darauf folgt die Dritte und letzte Stufe: Der Mörder. Hört sich an wie philosophisch unkorrekte Aussage, aber es entspricht vollkommen der Psyche von Mördern. Meistens erfüllt man nur die zwei ersten Stufen, doch, wenn man sich besinnt, spürt man nicht selten die Versuchung mit beiden Händen die Kehle des anderen zu umfassen, fest zuzudrücken und dann den erschlafften Leib des Opfers auf den kalten Boden fallen zu lassen. Später bereut man es zutiefst, trotzdem war kein Hauch von Reue während der Tatzeit spürbar. Vorher hätte man es bereuen sollen, aber nachher ist es zu spät, weil man den Mord nicht mehr rückgängig machen kann. Geschehen ist geschehen.

Ich rolle meine Augen, um mich vom starren Blick zu lösen, um den romantischen Sonnenuntergang beobachten zu können- alleine. Steve und die anderen sind weiter gegangen, während ich mich auf den Boden niedergelassen habe. Laut dem Sonnenstand zu dieser Jahreszeit habe ich das Abendessen schon verpasst.

Das Frühstück nicht anders als wie sonst auch- besteht aus Haferflocken mit abgestandener Milch. Wenigstens hat sich mein Magen schnell an die teils abgelaufenen und verschimmelten Lebensmittel gewöhnt. Zwar beschwert er sich tagtäglich, aber es kommt nicht mehr hoch. Das ist was zählt, da die Klo-Ringe zu weit weg sind, um sich erst dann zu übergeben. Heute ist eine Neue anwesend, die es noch nicht versteht, langsam zu essen. Wenige Minuten später liegt die Kotze am Boden und sie muss es selbst beseitigen, denn die überfürsorglichen Betreuer fühlen sich dafür zufein.

Kurz bemitleide ich sie, aber nur kurz. Jeder muss da durch, es gibt kein Entkommen. Entweder man ist mit dem zufrieden, was man hat, oder man wird gezüchtigt. Es ist deine Entscheidung, welche der beiden Optionen du wählst. Das, was die hier durchziehen, ist buchstäblich Unterdrückung und die Ausübung von Macht über die, die unmächtig sind. Es verletzt die Menschenrechte, aber nur bei denen, die sich für solche Gesetze interessieren.

Es hat schon etwas Jämmerliches an sich, junge Mädchen, höchstens im 20. Lebensjahr, am Boden der Tatsachen willkommen zu heißen. Jeder muss eben durch seine persönliche Vorhölle.

Beth verabschiedet sich als Erste, dann Steve und Zoey, die heute ausnahmsweise mal nicht ruhig gestellt wurde.

Nur noch Luca verweilt am Tisch und wartet scheinbar auf einen guten Augenblick, um ein Gespräch einzuleiten. Ich bin nicht sehr erpicht darauf, aber trotzdem sehe ich ihm fragendin die Augen und entdecke einen Funken Neugierde darin. "Warum kommst du nicht mit? Es ist die Chance, dieses kaputte Leben hinter uns zu lassen und neu anzufangen!" Zuerst scheint es so, als wisse ich nicht, wieso ich nicht zugestimmt habe, doch dann erinnere ich mich wieder. "Ich bin mir nicht sicher, ich meine der Plan und die Aufteilung sind nicht wirklich ansprechend, um mitzumachen. Außerdem gibt es immer einen Hacken und der liegt diesmal bei mir, da ich nichts tun muss. Verstehst du? Ich bin nicht so dämlich, mich erwischen zu lassen." Er zieht eine Augenbraue nach oben, eine schlechte Angewohnheit, und grinst breit. "Da stimme ich dir absolut zu, in beiden Fällen. Es ist mir lediglich ein Anliegen, dass du mitkommst. Ich hab dich gern, Jody! Wenn es nicht sogar Liebe ist, von der ich spreche, während mein Herz im Feuer der Leidenschaft zu dir brennt. Also,bitte, komm mit uns mit!" Da spricht der Irre aus ihm. Ich verdrehe die Augen, spiele aber nicht mit. Wenn man sich auf ein solches Spielchen einlässt, hat man schon verloren. Gut, dass man aus Fehlern lernt. "Tut mir leid, aber ich habe immer einen Plan B im Ärmel. Ich komme schon raus, aber nicht eure Weise."100 Prozent gelogen, aber es ist erst die zweite Stufe. "Gib mir dein Wort, dass du einen hast." Ich schlage ein und wir blickenuns gegenseitig in die Augen. Keine Spur mehr von dem angeblich gefühlsduseligen Luca, nur noch die Fassade des kalten Luca ist ander Oberfläche. Sehr merkwürdig der Typ.

Ich erhebe mich nach der kurzen, schleppenden Konversation und räume mein Tablett in den Essenswagen ein. Das Besteck in das dafür vorhergesehene Becken, das Teller auf den Stapel anderer Teller drauf, fertig mit dem Aufräumen. Ein Vorteil unserer Gemeinschaft, andere erledigen das Putzen, während du auf deiner faulen Haut liegst und nur einen Finger rühren musst, wenn du etwas Schlimmes zuverantworten hast. Als eine der Letzten verlasse ich schnellen Schrittes den Saal und begebe mich auf mein Zimmer. Auf dem Nachtkästchen finde ich zwei kleine blaue Pillen vor, daneben ein Glas Wasser. Ob ich heute wohl wieder etwas Schönes träumen werde?

© Keira Fight,
книга «Tod ist mein Leben».
Der Weg in die Freiheit
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Bloom
Die achte Klinik
Tolles Kapitel! Alle Daumen hoch die ich habe 👍🏼👍🏼
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2020-04-09 18:51:21
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