Die achte Klinik
Der Weg in die Freiheit
Auf Erkundungstour
Mitten im Leben
Auf Erkundungstour
Vor mir erstreckt sich eine düstere, zerstörte Landschaft, die einer Ödnis gleicht. Weit und breit kein Leben. Was ist bloß passiert? Als ich aus dem Auto gestiegen bin, hatte ich anscheinend nur Augen für mein neues Zuhause. Eine heruntergekommene Bretterbude, die die Bezeichnung Haus überhaupt nicht verdient hat. Allem Anschein nach kümmert sich der Staat rührend um sein Volk. Ich verstehe das neue Deutschland nicht, dass nun den Namen Altdeutschland trägt. Früher haben sie uns eingesperrt. Heute lassen sie uns frei. Waren wir nicht die Übeltäter? Sind wir jetzt etwa die Opfer?

Ich stehe mitten auf der erhitzten Landstraße, die an einigen Stellen bereits aufgeplatzt ist. Blasen bilden sich, je länger meine nackten Füße auf dem Teer stehen. Schon seit ein paar Stunden blicke ich gen Westen, in jene Richtung der weiterführenden Straße. Ein Schatten kommt immer näher, bis das Auto stoppt. Der Fahrer beschimpft mich mit kuriosen Namen, die ich noch nie in meinem bisherigen Leben gehört habe und macht schließlich eine Kurve um mich herum, als er einsieht, dass ich keinen Schritt zur Seite mache.

Rätselnd verfolge ich den gemeinen Mann, bis er aus meinem Fokus verschwindet. Auch er hat mir nicht verraten, was in den letzten Jahren die Welt so verändert hat, dass ich sie kaum wiedererkenne. Kann ein Krieg denn so viel verändern? Kein Lüftchen regt sich, das mir etwas über die Welt erzählen könnte. Acht Jahre sind vergangen und mir kommt es so vor, als wären es bereits achtzig. Nichts scheint mir so, wie es einmal war.

Die schwüle Luft, die mir den Atem raubt, macht mir langsam zu schaffen. So beschließe ich mit den schmerzenden Füßen den Weg in meine Wohnung anzutreten. Auf einem Bein stehend, halte ich mit der linken Hand einen Fuß in die Höhe und begutachte die Unterseite. Die gesamte Fläche bedecken eitrige, beulenähnliche Blasen. Mit Ekel setze ich meinen Weg fort, den ich kurz für die Begutachtung meiner schmerzenden Füße unterbrochen habe.

In der Küche angekommen, durchsuche ich alles nach einem Verbandskasten. Hinter dem Kühlschrank werde ich schließlich fündig. Ich rücke den großen Quader ein Stückchen nach vorne, um an den Kasten zu gelangen. Mit einem Schlüssel, der neben dem Arzneikoffer hängt, öffne ich das Schloss.

Ich entnehme eine Desinfektionssalbe, Alkohol und einen Verband. Ich setze mich auf einen der beiden Küchenstühle und lege das erste Bein über das andere. Zuerst schütte ich etwas Alkohol über die Blasen und schnappe angesichts der starken Schmerzen laut nach Luft. Es brennt höllisch, aber der Gedanke, dass es helfen wird, siegt. Danach verreibe ich die Salbe auf der Haut und verbinde die betroffenen Stellen. Diese Prozedur wiederhole ich auch auf der anderen Seite.

Nach einer kurzen Verschnaufpause versuche ich aufzustehen, jedoch ziert ein dunkelroter Sonnenbrand, wodurch die Haut unangenehm ziept. Immer erwischt es mich. Warum nur? Zwar bestehen meine Gedanken hauptsächlich nur aus gemeinen und rachsüchtigen Überlegungen, aber das unterscheidet mich nicht von anderen Menschen. Keiner kann mir weiß machen, dass es nicht so ist. Jeder will nur seinen eigenen Vorteil aus der Sache ziehen und kümmert sich daher maximal um sich selbst. Nächstenliebe ist für Menschen ein Fremdwort.

Leider werden sie mir nichts mehr anhaben können, wenn ich den Tablettenkonsum verweigere. Keine Aufsichtsperson, die mir eine Spritze in den Arm jagen kann und mich auf den Boden liegen lässt.

Endlich bin ich frei von den Zwängen der achten Klinik.

Leider verbessert die nicht vorhandene Euphorie meine Laune keineswegs und ich bleibe einfach sitzen und starre in die unendliche Ferne.

Meine Kehle ist staubtrocken und ich brauche etwas, das meinen Durst stillen kann. Der Kühlschrank ist nur wenige Schritte von mir entfernt, doch fehlt mir die nötige Motivation, die mich zum Aufstehen bringen würde. Als der Durst einer Wüste gleicht, bewege ich mich schlussendlich doch zur Wasserquelle hin und nehme mir eine Flasche Sprudel. Schnell stürze ich den Liter Wasser die Kehle hinunter, damit die Qualen des Durstes aufhören. Die leere PET-Flasche werfe ich in einen neuen Müllsack und nehme mir eine weitere Flasche Sprudel aus dem Schrank. Dazu stürze ich ein umgedrehtes Glas um und schütte Wasser in dieses.

Mein Magen knurrt und ich beiße in einen roten, gesunden Apfel. Lecker! Ich esse den ersten nicht verschimmelten Apfel seit meiner Einlieferung. Ein dünnes Kerngehäuse später, greife ich erneut zu einem Obststück. Als auch der zweite Apfel in meinem kleinen Magen verschwunden ist, sehe ich mich im Kühlschrank nach anderen essbaren Sachen um. Es befinden sich nur Getränke darin, dass so viel heißt wie: Heute gibt es nichts mehr zu essen. Ich muss verhungern.

Morgen sollte ich meine Nachbarn – oder lieber das Internet - fragen, ob hier ein Markt in der Nähe ist. Wahrscheinlich schlagen meine Nachbarn mir die Tür vor der Nase zu und schicken mir Verwünschungen per Luftpost zu. Aber einen Versuch ist es wert.

Ich muss mir technisches Equipment beschaffen, lautet mein Beschluss, sonst bin ich aufgeschmissen.

Im Kleiderschrank suche ich nach meinen Papieren. Dort finde ich ein Dokument vor, das mir sagt, dass ich Besitzer eines VW-Käfers bin. Ist dieses Modell nicht schon längst ausgestorben? Egal, Hauptsache es ist fahrtüchtig. Lange brauche ich es auch nicht, höchstens bis ich einen Job finde. Gibt es überhaupt noch Autos? Dumme Frage! Natürlich, sonst hätte ich keins. Laut Schreiben steht das Gefährt in der Garage und wartet nur auf mich, dass ich auf das Gaspedal trete.

Ich sehe an mir herunter und stelle fest, dass das Nachthemd nicht gerade für die Allgemeinheit gedacht ist. Man sieht darin aus, wie eine Großmutter im achtzigsten Lebensjahr. Mein wirrer Schopf gibt dem Outfit den Rest. Ich entspreche genau dem Bild eines Psychos aus der Klapse.

Nachdem ich eine kurze Hose und ein T-Shirt in Kindesgröße – wegen meiner kleinen Körpergröße und meiner knochigen Zierlichkeit - angezogen habe, suche ich die Garage im Erdgeschoss auf. Dort steht auf vier Rädern eine verrostete Schrottkarre, die im Vergleich zu meinem Taxi vorher, definitiv auf die Mülldeponie gehört.

Ich setze mich auf die Fahrerseite und stecke den Schlüssel ins Zündschloss. Mit einem Ruck drehe ich ihn um und der Motor gibt ein Brummen von sich. Nach fünf Sekunden Anlaufen stirbt er ab und ich versuche es abermals, wegzufahren.

Diesmal klappt es und ich tuckere die Landstraße entlang und hoffe, dass ich nicht mitten auf dem verlassenen Weg stehen bleibe. Hier würde mich keiner retten und ich würde einfach in der Pampa versauern.

Mit einem kurzen Drücken auf den ON-Knopf des Radios schaltet sich das Lied Radio Gaga von Queen ein. Dass das nach den ganzen Jahren noch so populär ist?

Genau wie es mir mein Bauchgefühl zugeflüstert hat, stirbt der Wagen ab. "Ah", klopfe ich gegen das Lenkrad. Mit dem Motor bleibt auch die kühlende Luft aus der Klimaanlage aus. Die Hitze macht sich durch Schweißtropfen auf meiner Stirn bemerkbar, die ich jedoch mit einem Handwisch beseitige. Darauf bildet sich ein neuer Schweißfilm und ich gebe es auf, mein Aussehen zu retten.

Ich versuche noch viele Male das Auto zu starten, aber es funktioniert nicht. Und keiner ist weit und breit da, mich zu retten. Niemand wird mir helfen. So war es schon immer und so wird es auch bleiben.

Als ich die Hoffnung längst aufgegeben habe und ich rückwärts von fünf angefangen habe zu zählen, mache ich den letzten Versuch.

Das bereits bekannte Tuckern ertönt wieder und die Reifen rollen, als ich auf das Gaspedal trete. Bis in die nächste Stadt muss ich es schaffen!

Auf einen rot gerändelten Parkplatz bringe ich meinen Wagen zum Stehen und versichere mich, dass genug Geld in der Brieftasche ist.

Schnell sehe ich mich um, ob jemand hinter mir steht. Eine Angewohnheit, die ich seit der Anstalt pflege. Vor niemanden ist man sicher und das wird sich in den nächsten Jahren auch nicht ändern.

Ich mache den ersten Schritt in die Menschenmenge und stelle mehr oder weniger überrascht fest, dass alles auf einen sehr hohen technischen Stand zu sein scheint. Hoffentlich kostet es nicht so viel wie es aussieht, sonst kann ich gleich wieder den Rückweg antreten.

Ich betrete ein Geschäft namens Eye - Catcher und finde mich vor Regalen voller Geräte vor. Mit der Hälfte kann ich nichts anfangen, erst als ich ein Mobiltelefon entdecke, bewege ich mich zum Regal. Ich nehme es in die Hand und befühle seine Form. Es ist zu schwer, sodass ich das daneben ebenfalls begutachte.

Nach reiflicher Abwägung nehme ich das Zweite und hacke somit den ersten Punkt meiner imaginären Besorgungsliste ab. Im Gegensatz zu den anderen Handys scheint es leichter und stabiler zu sein. Nun brauche ich noch einen Laptop, am besten einen Robusten. Drei Abteilungen weiter finde dich das Gerät und hebe es am Griff aus dem Ständer. Die Kasse ist nicht weit weg, sodass ich beschließe, gleich zu bezahlen, statt mich noch ein bisschen umzuschauen.

Insgesamt bezahle ich der Kassiererin eine Summe von 804,99 Euro und gehe zurück zu meinem Auto. Es steht glücklicherweise noch an seinem Platz und ich werfe die Tüte auf die Rückbank. Ich hoffe die Geräte überleben meinen turbulenten Fahrstil.

Jetzt brauche ich nur noch Essen. Gleich um die Ecke, neben dem Elektronik-Geschäft befindet sich ein Laden. Ich warte bis die – sich langsam öffnenden - Türen mich durchlassen und nehme mir einen Einkaufswagen aus der Reihe vier.

Gleich zu Beginn häufe ich mir Kilo-weise Obst und Gemüse auf die Ladefläche und rolle dann weiter zur Fleisch und Wurst Abteilung.

Dort lasse ich drei Steaks und einen Fisch einpacken, zudem nehme ich mir noch zwei Packungen Wurst. Das dürfte für einige Tage reichen. Nun fehlt nur noch der Käse. In der Theke schweißt mir einer der Verkäufer ein ganzes Stück Bäumler in Plastik ein und ich muss nur noch einen kleinen Abstecher Richtung Süßigkeiten-Abteilung machen. Acht Jahre habe ich bereits auf diese Leckereien verzichtet! Ich brauche unbedingt ein Snickers. Ich suche den ganzen Supermarkt nach ihnen ab, aber nirgends gibt es eine Spur Süßes. Ich werde wohl verrückt. Wenn Jody keine Leckereien bekommt, wird hier keiner überleben. Anscheinend muss ich im Internet schauen, wo es hier meine Süßigkeiten gibt. Ich verschiebe das auf nachher und gehe wieder zur Kasse.

Dort hängt neben dem Band ein Zettel, wo "Verkäufer gesucht" steht. Vielleicht verzeihe ich ihnen, wenn sie mir den Job geben. Aber nur vielleicht. Entweder sie werden gegrillt oder sie geben mir die Stelle.

Es ist allein ihre Entscheidung.

Ich wende mich an die derzeitige Kassiererin und bitte sie, dass sie ihren Chef Bescheid sagen soll, dass ich mich um die Stelle als Verkäuferin bewerben möchte. Sie fragt mich nach meiner Telefonnummer, jedoch muss ich dafür zuerst mein Handy zusammenbauen. "Entschuldigen Sie, jedoch habe ich sie momentan noch keine. Ich bin erst kürzlich hier hergezogen. Kann ich morgen noch mal vorbeikommen? Oder können sie mir ihre Handynummer geben?" Einfach höflich sein. Kann ja nicht so schwer sein.

Sie sieht mich zuerst misstrauisch an, dann nimmt sie aber einen Stift in die Hand und schreibt mir die Nummer auf einen blauen Zettel auf. Zum einen kann es daran liegen, dass die anstehende Schlange immer länger wird und die Leute schon zu quengeln anfangen. Zweitens scheine ich für sie vertrauenswürdig zu sein, wenn sie mir einen Teil von ihrem Privatleben überlässt. Oder Beides. Ja beides, beschließe ich. "Danke", ich lese den Namen auf ihrem Schild, "Frau Klos". Wir verabschieden uns voneinander und ich schiebe meine Einkäufe nach draußen. Stolz klopfe ich mir auf die Schultern und freue mich den ersten Teil meines neuen Lebens aufgebaut zu haben. Jetzt muss ich nur noch ein Vorstellungsgespräch hinter mich bringen und den Job bekommen. Ein Bangen gegen die Zeit. Es werden sicherlich mehr Personen die Stelle wollen. So viel Glück wie ich im Leben bereits hatte, wird das ein Klacks. Wahrscheinlich werde ich gleich eine Absage bekommen.

Ich fahre denselben Weg zurück, den ich gekommen bin, nur mit dem Unterschied, dass der Wagen diesmal nicht den Geist aufgibt. Anscheinend ist mein VW-Käfer schon lange nicht mehr gefahren worden.

Die Sonne verschwindet langsam am Horizont und ich seufze erleichtert. Endlich kühlt meine Umgebung ab und ich kann wieder durchatmen, ohne, dass meine Nasenflügel bei jedem Atemzug brennen.

Ich stehe am Balkon meiner Vier-Zimmerwohnung und genieße den Ausblick. Wie lang habe ich mich schon nicht mehr so frei gefühlt? Eigentlich noch nie. Es ist das erste Mal seit meiner unbeschwerten Kindheit. Damals konnte ich noch jedes Verbrechen verzeihen. Jetzt bin ich erwachsen und vergesse kein Unrecht mehr.

Vermutlich liegt es daran, dass ich als Kind noch nichts von den zerstörten Individuen ahnte, die die Welt bevölkern und mein Leben zerstörten. Als würde man mit dem Kopf voran gegen eine Wand laufen, so fühlte ich mich damals, als ich im Gericht saß. Keiner hat mich verstanden. Das Opfer, in dem Fall ich, war der Mörder und die Mörder waren die Opfer. Ich bin ihnen nur knapp entkommen, doch ich wurde wie ein Schwerverbrecher behandelt. Mit einer Fußfessel, Schlagstock und sehr schwer bewaffneter Begleitung wurde ich in den Saal begleitet. Meine Familie, höhnisch lächelnd, wartete nur darauf von meinen nicht begangenen Diebstählen und illegalen Autofahrten mit ihren Wagen zu hören und mich auf demütigste Art und Weise anzuklagen.

Jedenfalls zählt einzig und allein ihr verdienter Tod. Das haben sie für ihre Lügen bekommen. Und ich die Rache des Schicksals: Alles kommt zurück im Leben!

Ich stelle mir einen Stuhl auf die braunen Bretter des Balkons. Noch ein paar Minuten in der romantischen Kulisse genießen, bevor es mit mir ins Bett geht.

Als es langsam kälter wird und ich schon beginne zu frösteln, ziehe ich den Stuhl wieder zum Küchentisch zurück. Die Balkontür geschlossen und die Vorhänge zugezogen, mache ich mich bettfertig. Das beinhaltet eine Dusche, Zähne putzen und das Wechseln der Kleidung in einen Schlafanzug. An Kleidung haben sie definitiv nicht gespart.

Wach liege ich seit geschlagenen vier Stunden im Bett und frage mich: Warum? Liegt es daran, dass ich die ganze Zeit die Zeiger der Uhr betrachte? Oder daran, dass ich nicht müde bin? Demonstrativ gähne ich und widerlege damit meine zweite Theorie. Ich nehme das Kissen unter meinen Kopf weg und versuche erneut mit geschlossenen Augen ins Land der Träume zu gelangen. Mittlerweile schlummere ich und bin ganz knapp davor die Grenze zwischen der Realität und dem Schlaf zu überschreiten, als ein Klingeln ertönt. Was war das? Das Geräusch wiederholt sich. Vielleicht meine Türklingel?

Ich rappele mich von meiner weichen Matratze auf und schlurfe zu meiner Haustür. Bevor ich den Griff nach unten drücke, überlege ich, ob das so gut ist. Es könnte sein, dass vor der Tür ein Schwerverbrecher wartet und mich umbringen will. Aber wer möchte mich schon mit einem Messer in der Brust am Boden liegen sehen? Keiner, versuche ich mir Mut zu machen. Aus! Ich habe noch vor keiner Hürde gekniffen, auch wenn sie noch so groß war. Ich werde jetzt die Tür aufmachen und sehen, wer dahinter ist. Schließlich gibt es auch noch nette Nachbarn, die einem herzlich begrüßen wollen.

Ich starre den betrunkenen Mann an der Türschwelle an, während er irgendeinen Unsinn ohne jeglichen Zusammenhang vor sich her lallt. Ich verstehe nur so viel, wie als wäre ich taub. "Mollyyyyyy..........wirum hist du miiiiich vilassen. Hihi. Frinki hit miiiiich zu dir geschickt! Du sillst miiiiich ifmuntern. Du bietist inscheinend bisondiri Dinsti in", erzählt er mit einem betrunken Standardlächeln. Wer ist den "Mollyyyyyy"? Außer, dass er einen ausgeprägten Hang zu "i" hat, ist er doch ganz sympathisch. So wie Menschen im lallenden Zustand es eben sein können. Betrunkene sind doch immer noch die Ehrlichsten unter uns. Aber genug meiner Gedankengänge.

Ich schlage die Tür vor seiner Nase zu und hoffe, dass sie gebrochen ist. So etwas muss ich mir um eins in der Nacht nicht antun. Lieber bin ich stundenlang wach und prügle auf meine Matratze ein, weil ich nicht schlafen kann, als mich von einem Betrunkenen vollquatschen zu lassen.

Es läutet noch einige Male, aber dann gibt es der Mann anscheinend auf, mich zu nerven und zieht von Dannen. Man kann nur hoffen, dass das so bleibt. Für immer und ewig. Sonst landet vielleicht ein Küchenmesser in seiner Brust. Oder in seinem Hals. Oder in seinem unteren Bereich. Das hat er davon, wenn er mich als Nutte betitelt. Mit zahllosen Beleidigungen bewerfe ich ihn in Gedanken.

Irgendwann mitten im Wechsel zwischen Nacht und früher Morgen schlafe ich endlich ein. So schaffe ich es doch noch, mich ein wenig auszuruhen, um den morgigen Tag zu überstehen.

Ich öffne die Augen und blinzle zuerst verwirrt, als ich eine andere Zimmerdecke erblicke. Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich mich an die Wohnung gewöhnt habe.

Meine Arme zittern wie verrückt, als ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nehme. Auch mein Geist wünscht sich nichts sehnlicher als eine Beruhigungstablette zu bekommen. Wie schön wäre es, in der Anstalt zu sein und sich um nichts kümmern zu müssen. Quatsch. Ich bin froh, nicht mehr eingesperrt zu sein. Der Tablettenkonsum hat mein Hirn total verblödet. Ich denke die ganze Zeit an die verdammten bunten Pillen. Diese Farben, sie waren so faszinierend. Alle Pillen hatten eine verschiedene Farbe und Form. Keine sah so aus wie die andere. Ein wahres Kunstwerk dieses Teufelszeug. Ein bisschen fehlt es mir schon. Mehr meinem Geist als meinem Körper.

Ich muss ab jetzt damit klarkommen, dass es einige Zeit beanspruchen wird, um die Sucht zu bekämpfen.

Ich sollte mein Handy zusammenbauen. Schließlich muss ich Fräulein Klos noch eine Nachricht schicken.

Nachdem ich mich einer Katzenwäsche unterzogen habe, gehe ich wieder ins Schlafzimmer hinüber.

Dort greife ich nach der Verpackung des Mobiltelefons und halte sie lange Zeit in den Händen, um die Texte an den Seiten durchzulesen. Daraufhin reiße ich den Deckel auf und ziehe den Inhalt heraus. Eine riesige Plastikschachtel in einer kleinen Verpackung, das nenne ich mal eine kleine Sensation an diesen Morgen.

Ich ziehe die Plastikfolie herab und entnehme die einzelnen Teile, die ich zusammensetzen möchte. Zuerst die längliche Seite des Tastenhandys, dann den Akku und die SIM-Karte. Man braucht sogar keine Anleitung für den Zusammenbau. Seit meiner Einlieferung ist zwar vieles zerstört worden, aber auch vieles einfacher geworden. Vor meiner Karriere als Irre in der achten Klinik gab es diese Smartphones mit Touchscreen, die hochkomplex waren, aber nichts gebracht haben. Sogar ich hatte eins. Dass es jetzt noch solche Tastenhandys gibt, wundert mich allerdings. Scheinbar finden sie in letzter Zeit wieder mehr Anhänger, als vor meiner achten Klinikzeit. Hm. Nun muss ich nur das Ladekabel in das richtige Loch stecken und an die Steckdose anschließen.

Es lädt. Der Balken füllt sich langsam. Ein Prozent. Zwei Prozent. ... Hundert Prozent. Während der langen Ladezeit vergeht etwa eine Stunde.

Als es diese Prozentzahl erreicht hat, ziehe ich den Ladestecker heraus und begutachte das Innere des Handys. Interessant. Ich muss mich erst an das Geblinke gewöhnen, wie eben an vieles in meinem neuen Leben hier.

Es ist nicht zum Aushalten, die Leuchtkraft des Bildschirms blendet meine Augen so, dass ich nicht mehr genau sehe, was ich für Tasten drücke. Kann man die Helligkeit nicht irgendwo einstellen? Wahrscheinlich, aber ich muss die Funktion erst suchen. Vermutlich unter Einstellungen. Ja genau unter Einstellungen finde ich die Helligkeit. Ich reduziere sie von 95 auf 20 Prozent, dass ich gerade noch die einzelnen Felder erkennen kann.

Ich speichere die Nummer von der Verkäuferin ein und schicke ihr eine SMS:

Hallo, Frau Klos.

Hier ist meine Nummer.

Jody, die Bewerberin von gestern.

Als sie gesendet ist, hoffe ich gleich eine Antwort zu erhalten. Ich bin wahrlich nicht der geduldigste Mensch. Eher der Ungeduldigste. Bei mir muss alles gleich erledigt werden. Das Tastenhandy vibriert kurz, als eine Nachricht eingeht. JA! Es ist eine Antwort von der Kassiererin. Sie schreibt, dass ich heute um sechs Uhr abends beim Supermarkt vorbeikommen solle, damit ich mich dem Filialleiter vorstellen kann.

Eine Gehirnhälfte sagt ja, die andere Hälfte nein. Man ist sich selbst nicht einig, obwohl man ein und dieselbe Person ist. Da ich mich aber um mein Auftreten kümmern muss, entscheide ich zu antworten.

Danke, Frau Kloß.

Du kannst mich auch gerne duzen

und beim Vornamen nennen.

Bis später, Jody

Einfach nett sein und die Probleme sind gelöst. Man muss eben nur mit einem Lächeln den Menschen gegenübertreten und über Belangloses reden, um als dumm abgestempelt zu werden. Insgeheim macht das jeder, ob bewusst oder unbewusst. Jeder möchte sich perfekt darstellen, um seine Maske aufrecht zu erhalten.

In der Klinik war alles anders. Es war.........ehrlicher. Es war.......echter. Alle haben ihre eigene Meinung frei geäußert; es war egal, ob wir bestraft werden. Jeder hatte genug Selbstbewusstsein, um sich nicht selbst zu verleugnen.

Ab diesem Zeitpunkt, als ich meine neue Wohnung betrat, änderte sich mein ganzes Denken. Ich war auf mich alleine gestellt, ohne Hilfe muss ich wieder ins Leben zurückkommen. Man hat an mir Experimente durchgeführt, wobei man nicht davor zurückgewichen war, mich auf zu schnippeln bei vollem Bewusstsein. Solche Schmerzen, die ich nur meinen Tätern wünsche, habe ich erleiden müssen.

Es ist bereits Zeit mit dem Wagen los zu fahren. So lange wie das Auto braucht zu starten, wäre ich längst in Mexiko.

Mitten auf der Landstraße sehe ich ein kleines Nagetier über die Straße laufen. Sofort vollführt mein Wagen eine Vollbremsung.

Puh, gerade noch geschafft. Nicht, dass der kleine, liebe Nager durch meine Schuld stirbt. Das könnte ich mir nie verzeihen.

Meine Autoreifen beginnen von Neuem zu rollen und es geht weiter Richtung Supermarkt.

Nun stehe ich vor dem Laden und bin nicht sicher, ob ich dieses Wagnis wirklich eingehen möchte.

Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hat, den Polak zu betreten, aber es wird schon seinen Sinn gehabt haben.

Frau Kloß entdeckt mich und winkt mich mit einer flattrigen Handbewegung zu sich. Ja, sei doch nicht so hysterisch.

"Hallo, Jody." Sie lächelt leicht. "Hallo Frau Kloß", erwidere ich zur Begrüßung. "Du bist sehr pünktlich. Ein klarer Vorteil gegenüber deinen Konkurrenten und Konkurrentinnen. Die sind von einer Stunde Verspätung bis gar nicht gekommen.

Komm mit. Das Büro des Bosses liegt gleich um die Ecke." Ich folge ihr durch ein anliegendes Zimmer bis zu einer schwarzen Holztür. "Ab jetzt ist es dein Weg. Hoffentlich sehen wir uns dann täglich bei der Arbeit." Ich nicke nur. Mittlerweile hoffe ich, dass das Gespräch nichts wird. Ich halte es mit dieser Person keine fünf Minuten in einem Raum aus!

Ich drücke den Türgriff nach unten und trete mit einem aufgesetzten Lächeln in das Büro.

"Hallo", begrüße ich ihn. Darf man das? Oder muss man es besser formulieren? Keine Ahnung. Mal schauen. Mein möglicherweise zukünftige Chef wird mir schon sagen, wenn ihm etwas unangenehm ist.

"Du musst Jody sein? Hast du etwas dagegen, wenn wir uns duzen und uns beim Vornamen nennen? Das stärkt das Vertrauen zwischen Chef und seinen Mitarbeitern." "Natürlich nicht." Somit gebe ich mein Einverständnis und wir fahren mit dem Vorstellungsgespräch fort.

Ein paar Fragen zu privaten Angelegenheiten und noch einige zu meinen Vorstellungen und Erfahrungen in diesem Bereich kommen. Ein wenig muss ich mit Flunkereien nachhelfen, doch es verläuft ganz gut.

"So Jody. Im Gegensatz zu den anderen, bist du eine fast beispielhafte Bewerberin. Ich wäre dumm, dich nicht einzustellen. Du bist angenommen." Er durchsucht seine Unterlagen, bis er einen Arbeitsvertrag in der Hand hält. "Bitte unterschreiben. Keine Sorgen, es sind keine tückischen Fallen enthalten." "Das hätte ich von dir auch nicht erwartet. Du bist ein ziemlich ehrlicher Mensch, Erik." Er grinst jungenhaft. Ich unterschreibe nach kurzem Überfliegen der vier Dokumente am letzten Blatt und reiche den Vertrag zurück. "Du kannst morgen anfangen. Bei uns ist vor allem Schichtarbeit an der Tagesordnung. Seit ein paar Monaten gibt es die Regel, dass die Supermärkte ganztags offen haben müssen. So ein Schwachsinn, wenn man mich fragt. Also bis morgen um halb sechs. Um drei ist dann Schichtende. Ich freue mich schon auf eine gute Zusammenarbeit." Wir werden sehen.

Einen kräftigen Händedruck später, verlasse ich den Supermarkt und mache mich auf den Weg nach Hause.

Wie letzten Abend auch schon, nehme ich mir einen Küchenstuhl und sitze mich am Balkon auf diesen. Heute erstrahlt die untergehende Sonne in tiefem orange, fast schon rötlich.

Wie soll es nur weitergehen? Ich habe keinen Plan. Mir gefällt die Arbeit nicht. Ich bin nicht zufrieden mit dem derzeitigen Leben. Es füllt mich nicht aus. Es fehlt etwas. Aber ich weiß nicht, was es ist. Nur das es etwas Bestimmtes ist, das mich süchtig machen wird.

Dabei denke ich nicht an Tabletten oder Spritzen, sondern an ein Gefühl.

Unter mir schaltet sich das Balkonlicht meiner Nachbarn ein. Ich gebe keinen Murks von mir, als sie sich leise auf die Bank am Balkon setzen. Neugierig belausche ich ihr Gespräch.

"Ralf, hast du schon gehört, dass über uns ein leichtes Mädchen wohnt? Wie kann man nur so tief sinke? Wir müssen unsere Kinder beschützen, nicht das sie mitbekommen, wie schlecht Menschen sein können." Ich wette innerhalb dieses Monats kommt ihr Ehemann zu mir herauf. Die Lästertante spricht weiter. "Ralf, warum sagt du nichts? Denkst du etwa schon daran, mich mit diesem Flittchen zu betrügen? Wenn du das tust, lasse ich dich mit den Kindern alleine und verabschiede mich nach Texas." Das ist eine schlechte Drohung. Kinder kann man immerhin im Waisenhaus abschieben. Dort kümmert man sich wenigstens besser um sie, als es manche Eltern tun.

"Irene, keine Sorge. Ich würde dich nie verlassen. Außerdem können sich Nutten heutzutage viel mehr Luxus leisten, als diese schäbige Wohnung, vor allem seit es eine neue Währung gibt. Also ist es eher unwahrscheinlich, dass sie eine Hure ist. Vielleicht hast du einfach zu viele Vorurteile. Die Kinder...die Kinder sind außerdem schon lange ausgezogen und gehen ihren eigenen Weg."

Sie schnaubt so laut wie ein Pferd, sodass ich es bis hierher hören kann.

"Du bist heute mal wieder nett. Ich gebe zu, du hast ein kleines bisschen Recht. Vielleicht sollte ich freundlicher zu ihr sein und sie nicht gleich als Flittchen abstempeln. Gleich morgen Abend, können wir sie besuchen gehen. Oder?" Nein! Ralf, sag nein! Ich will nicht auf nette Nachbarin machen. "Natürlich Schatz. Wir könnten sie auch zum Essen einladen." "Dafür ist es noch zu früh. Erst wenn wir sie besser kennen, sollten wir sie einladen." Ich will aber keine freundschaftlichen Beziehungen knüpfen. Dafür ist es noch zu früh. Lieber gar nicht. Ich habe keine Lust mich mit einer nervigen Nachbarin herum zu schlagen.

Ich begebe mich nach dem interessanten Gespräch ins Bad und beschließe mich zu duschen. Ich schnuppere den Duft meiner Achseln und es graust mir es ein zu gestehen, aber ich trage einen ziemlich starken Geruch an mir. Der penetrante Geruch ist eben die Folge dieser sengenden Hitze. Man kann keinen Schritt mehr tun, ohne einen halben Liter Schweiß zu verlieren.

Ich stelle mich unter die Dusche und drehe das kalte Wasser auf. Eigentlich gibt es nur kaltes Wasser, da dieses moderne Haus keinen Beuler besitzt.

Wenn ich genügend Geld zusammengespart habe, werde ich mir einen Puffer finanzieren. Ich möchte schließlich in den Luxus von warmem Wasser kommen. Es ist das Beste, was es gibt, in der heutigen Welt. Man sieht es ihr gar nicht an, aber alles war einmal zerstört. Nur noch die abgelegenen Orte, wie mein Wohnort, zeugen von der Katastrophe.

Ich stelle den Duschhahn ab und trete aus der Kabine hinaus. Dort wickele ich mich in ein flauschiges, rotes Handtuch ein und suche meinen Kleiderschrank auf.

Ich schließe die Schranktüren auf und richte mein Outfit für morgen auf. Ein einfaches, weißes Nachthemd dient mir als Schlafanzug. Ich lege mich ins Bett. Für eine Bettdecke ist es heute zu warm, weshalb ich ohne sie versuche, einzuschlafen.

Ich kann nicht schlafen. Zwar bin ich todmüde, aber mich quälen zu viele Gedanken. Es gelingt mir einfach nicht die Augen zu schließen und mich der Finsternis zu überlassen. Morgen besorge ich mir Schlaftabletten. Ich bin wohl immer noch abhängig von den Suchtmitteln. Es könnte aber auch an der Hitze liegen. Oder an beidem.

Ich will einfach schlafen. Warum geht das nicht. Wütend schlage ich auf das arme Kissen ein und schreie frustriert auf. Ich will nicht mehr. Ich will doch einfach nur schlafen. Warum kann ich es nicht tun? Ich bin doch so müde.

Irgendwann bin ich randvoll mit Vorwürfen gegen das Schicksal und schlafe wider Erwarten ein.

Schrille Laute dringen an meine Ohren und ich setze mich alarmiert auf. Oh, nur der Wecker. Meine Güte hat er mich erschreckt. Ich atme einmal tief durch und lege mich wieder hin, ohne mich aber dabei der Versuchung des Schlafes hinzugeben.

Mit starrem Blick gen Decke, aus derer an einzelnen Stellen bereits die Dielen nach außen gehen, denke ich über den heute anstehenden Tag nach.

Werde ich es schaffen, freundlich zu lächeln und die Kunden zufrieden zu stellen? Was tue ich, wenn sie etwas über meine Vergangenheit herausfinden. Wie soll ich reagieren, wenn sie es wissen? Was soll ich machen, wenn ich gefeuert werde?

Diese und einige andere Fragen stellen sich mir. Ich bin keineswegs dazu gemacht, nett und hilfsbereit zu sein. Eher das Gegenteil ist der Fall. Den fast ganzen letzten Jahrzehnt war ich damit beschäftigt, egoistisch zu sein und mein Leben zu verteidigen, indem ich andere auf das Übelste beleidigt habe und sogar vor Handgreiflichkeiten nicht zurückgeschreckt bin. Wie kann ich das auf die Schnelle ändern? Gar nicht. Ich muss ein Pokerface aufsetzen und den Job mit Schauspielerei auf höchstem Level meistern. Solange keiner Verdacht schöpft und mich als irre bezeichnet, kann ich unbeschwert leben. Wenn aber jemand Verdacht schöpft, würde es brenzlig für die jeweilige Person. Mach dir keine Gedanken darum, Jody. Es wird alles gut.

Ich versuche mich selbst zu beruhigen, jedoch ist es nicht wirklich produktiv. Ich werde dadurch nur noch hibbeliger, weil ich bestens weiß, dass nichts gut wird. Das Leben war schon immer unfair. Wie soll es dann gut werden? Ich bezweifle, dass sich das Schicksal um jemanden schert. Es lacht dich höchstens aus, wenn du dir etwas von ganzem Herzen wünschst. Eiskalt macht es dir klar, dass es keine Hoffnung gibt für einen so hoffnungslosen Fall wie mich.

Als ich endlich über alle Maßen motiviert aufstehe, blicke ich zuerst einige Zeit meine gestern herausgesuchte Kleidung an. Ich will nicht. Aber ich muss.

Ich betrete den Supermarkt Polak durch den Angestellteneingang und betrete den privaten Raum für die Arbeitnehmer. In diesem befinden sich drei weitere, wovon mir eine bekannt vorkommt. Sie alle begrüßen mich mit einem "Hallo" und ich grüße sie ebenfalls mit einem "Hallo" zurück. "Bist du neu hier?", fragt mich die einzige Brünette im Raum. Die anderen zwei sind anderweitig beschäftigt. Wie zum Beispiel mit dem Sprühen von Taft in ihre bereits betonierten Mähnen. Nicht, dass ein einzelnes Härchen ihre Frisur zerstört. Das können sie auf keinen Fall verantworten.

"Ja", antworte ich knapp. Ich will nicht mit ihr reden. Sie ist zu nett. "Ginger, lass sie doch einfach in Ruhe. Man sieht ihr an, dass sie genervt von dir ist." Eine Blondine unterbricht die Brünette, als sie gerade etwas sagen möchte. Sie hat eine piepsige Stimme und der Blick, den sie mir zuwirft ist absolut tödlich. "Nein. Nein, ich habe nichts dagegen mit Ginger zu sprechen." Mein Versuch ihre Worte zu widerlegen ist erfolgreich und Ginger spricht weiter. "Wie heißt du? Meinen Namen kennst du anscheinend schon." "Jody." Sie lächelt. "Schöner Name. Meine Mutter hat auch so geheißen. Ein wundervoller Name. Schade, dass ich nur Ginger heiße. Ein langweiliger Name." Naja. Meine Eltern haben mich so genannt, da ich ein absolutes hassenswertes Baby war. Eine Verwandte, die sie nicht gemocht haben, heißt oder hieß genauso. Das waren die Gründe, warum ich so heiße, wie ich heiße.

Ginger stellt mir die anderen zwei als Hannah und Diana vor. Die beiden seien schrecklich selbstverliebt, flüstert sie mir in einem Moment zu, wo sie abgelenkt sind und uns nicht zuhören.

Das kann ja heiter bis tödlich werden. Hoffentlich überlebe ich den Tag.


© Keira Fight,
книга «Tod ist mein Leben».
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